Birgit Busse – im Interview
Birgit Busse absolvierte ihr Musicalstudium an der „Joop van den Ende Academy“ in Hamburg. Nach ihrem Abschluss war sie u.a. engagiert im Altonaer Theaters Hamburg, im Musical „Buddy – Die Buddy Holly Story“ im Colosseum Theater in Essen, im Aalto Theater Essen und im Musiktheater im Revier Gelsenkirchen.
2016 schloss sie zusätzlich Ihr Bachelor-Studium des klassischen Gesang und der Gesangspädagogik an der Folkwang Universität der Künste in Essen ab und studiert seit 2016 nun den 2-fach Master „Musikwissenschaft – Konzert- und Musiktheaterdramaturgie“ und „Vokalausbildung“.
Birgit ist immer wieder bei Konzerten und Shows zu erleben, war einige Zeit mit dem „Original Krimidinner“ und verschiedenen „Musical-Dinnern“ deutschlandweit unterwegs und ging 2018 als Gesangssolistin auf die „Mein Schiff 5“ von Tui Cruises.
Zum Übergang ins Jahr 2020 war sie im Ensemble von „My fair lady“ in der Elbphilharmonie Hamburg zu sehen.
Das Interview wurde im Jänner 2020 geführt.
War es immer dein Ziel auf der Bühne zu stehen oder hattet du einen anderen Berufswunsch?
Eine lange Zeit dachte ich, ich würde Querflöte studieren und habe mich vor allem damit beschäftigt. Kurz bevor es dann aber soweit war sich zu bewerben, ist mir das Musical dazwischen gekommen und es war um mich geschehen. Ich hatte lange Zeit vorher zwar „Cats“ in Hamburg gesehen und fand großartig was die Menschen auf der Bühne so konnten. Aber so etwas auch zu machen war eher ein Traum wie man sagt: „ich werde mal Prinzessin wenn ich groß bin“. Als dann bei uns auf dem Gymnasium „Joseph“ aufgeführt wurde, habe ich erfahren, dass man das tatsächlich studieren kann und habe dann auch alles daran gesetzt das zu tun. Ich war also recht spät dran mich tatsächlich mit Gesang, Tanz und Schauspiel zu beschäftigen.
Du hast zusätzlich zur „Joop van den Ende Academy“ auch ein Gesangsstudium an der Folkwang Universität der Künste in Essen abgeschlossen und studierst aktuell auch noch Musikwissenschaft, Dramaturgie und Vokalausbildung. Was nimmst du aus dieser Fülle an Ausbildungen mit?
Ich habe einfach ein großes Interesse an allem was mit Theater & Musik zu tun hat. Und ich würde sagen alles was man gehört oder gelesen hat, erweitert den Horizont. Man hat eine größere Bandbreite und kann anders auf Stücke oder Rollen im Spezifischen schauen – andere Dinge und Hintergründe erkennen oder deuten, weil man vielleicht schon etwas über die Zeit oder den Komponisten gehört hat.
Rein stimmlich hat mich die klassische Ausbildung enorm weiter gebracht – auch für die Aufgaben die es im Musicaltheater zu bewältigen gibt. Das hat sowohl meine stimmtechnischen, aber natürlich auch stilistischen Möglichkeiten einfach enorm erweitert.
Ich finde es für mich grundsätzlich sehr wichtig immer weiter zu lernen und neue Impulse zu bekommen. So bleibt man offen für Neues und flexibel im Kopf.
Außerdem kann einem alles was man weiß nur weiterhelfen.
Und man weiß ja nie wann man etwas irgendwie, irgendwo, irgendwann einbringen kann. Und da ich ja auch Gesangspädagogin bin ist es für meine Schüler natürlich auch von Vorteil wenn ich alle Genres anbieten kann. So kann ich ganz flexibel auf die Wünsche der Schüler eingehen.
Durch das Masterstudium hatte ich auch die Chance hinter der Bühne zu arbeiten. Die Assistentin der Technischen Leitung in Schwäbisch Hall in den letzten drei Spielzeiten, war natürlich eine ordentliche, aber auch sehr spannende und definitiv lohnenden Herausforderung. Da hab noch einmal einen ganz anderen Blick auf das „Theatermachen“ bekommen.
Ehrlich gesagt bin ich auch schon wieder auf der Suche was ich als nächstes Lernen möchte. Ein paar Ideen gibt es schon.
Was waren für dich die größten Herausforderungen in deiner ersten Zeit als Darstellerin?
Absagen waren und sind eine große Herausforderung. Klar weiß man vorher, dass das Business hart ist, und dass es jede Menge Absagen geben wird, aber man ist trotzdem nicht wirklich darauf vorbereitet wie es sich dann in der Realität anfühlt.
Es gibt eben immer mal wieder die Zeiten, in denen es weniger läuft und man sich zwischenzeitlich vielleicht auch mal anders orientieren muss, um über die Runden zu kommen. Da dann nicht aufzugeben ist nicht einfach, gehört aber ebenso zum Job.
Hinfallen, Krone richten und weiter machen.
Was würdest du jemanden raten, der Musicaldarsteller/-in werden möchte? Eine gute Entscheidung oder lieber nochmals durchdenken?
Ja, eine gute Entscheidung. Wenn man wirklich bereit ist hart an sich zu arbeiten und das nicht nur vor und während der Ausbildung sondern eigentlich das ganze Berufsleben lang. Dann ist das eine tolle Ausbildung mit der man unglaublich vielseitig arbeiten kann.
Nehmt schon vor dem Studium Unterricht in allen Disziplinen und lasst euch Tipps geben. Und vor allem hört auf euch selbst. Wenn du dir sicher bist, dass das dein Job ist und du alles auf dich nehmen möchtest, um das zu erreichen dann mach das. Egal was andere dir sagen. Ich habe so vielen KollegInnen getroffen denen gesagt wurde das wird nichts. Jetzt stehen sie hauptberuflich als Darsteller auf der Bühne oder arbeiten vor der Kamera.
Was braucht man aus deiner Sicht, um im Musicalbusiness erfolgreich zu sein?
Ich glaube der Antwort zu dieser Frage bin ich gerade erst wieder auf der Spur. Nachdem ich längere Zeit ja nicht im Musical gearbeitet habe, stecke ich erst langsam meine Fühler wieder so richtig in das Business aus.
Ich glaube aber, dass vor allem harte Arbeit an der eigenen Künstlerpersönlichkeit sehr wichtig ist. Talent natürlich auch, aber das ist meiner Meinung nach eher ein kleinerer Teil.
Und manchmal hilft natürlich auch ein wenig Glück – zur richtigen Zeit am richtigen Ort und für genau diese Situation gut vorbereitet zu sein.
Musicaldarsteller vereinen ja den Mix aus Gesang, Schauspiel und Tanz. In welchem dieser drei Bereiche fühlst du dich am wohlsten?
Definitiv in Schauspiel und Gesang. Zwar hab ich mit beidem erst während meines Abiturs angefangen, aber ich finde beides unglaublich spannend.
Es gibt so viele Genres und Möglichkeiten die Stimme einzusetzen und die Stimme verändert sich ja auch ständig – auch hier hört das Lernen, Entdecken und Ausprobieren nie auf.
Trotzdem schaue ich aber auch immer, dass ich mich gut bewegen kann und ich mich tänzerisch auf jeden Fall fit halte.
Ich probiere viele Sportarten aus und nehme natürlich immer wieder Tanzunterricht.
Wie ist es so in Rollen zu schlüpfen? Wie viel Birgit steckt in jeder Rolle?
Es ist super spannend in verschiedene Rollen zu schlüpfen und dann vor allem im Zusammenspiel mit Kollegen heraus zu finden wo die Reise hingeht.
Natürlich mache ich mir im Vorhinein Gedanken was die Figur bewegt, wo sie herkommt, wo sie hinwill und all das. Daher ist in der Anlage klar auch immer etwas Birgit dabei.
Aber im Probenprozess versuche ich dann offen zu sein und zu schauen ob sich nicht vielleicht doch noch etwas ganz anderes entwickelt als ich vorher gedacht habe.
Welche Rollen würden dich zukünftig besonders interessieren und warum?
Elphaba steht ganz oben auf der Liste.
Die Rolle ist super spannend, die junge Frau die auf der Suche nach ihrem Weg ist und nicht so recht dazu gehört. Auch gesanglich ist das natürlich auch eine richtige Herausforderung.
Sonst würde ich sehr gern mal was von Sondheim oder Weill machen. Das zieht mich musikalisch sehr an und meine beiden Studiengänge würden sich da ganz gut ergänzen.
Natürlich gibt es noch Einges mehr was ich gerne spielen möchte oder wo ich gern arbeiten möchte.
Mal sehen was die Zukunft so bringt…
Was möchtest du in 10 Jahren gerne machen? Bist du dann eher auf der Bühne oder hinter der Bühne oder machst du vielleicht einen komplett anderen Job?
Ich entschiede mich ganz klar für Beides! Ich denke Theater wird auf jeden Fall immer aktuell für mich bleiben. Bei allem Suchen, das ich den letzten Jahren unternommen habe war das immer schon klar. Und tatsächlich glaube ich, dass ich sowohl auf der Bühne als auch dahinter arbeiten werde. Ich brauche viel Abwechslung und genieße das.
Und es gibt so viele spannende Berufe am Theater, da gibt es noch viel zu lernen und auszuprobieren.
Was hältst du von Social Media? Zwingend notwendig für eine/n Künstler/in?
Ich bin ehrlich gesagt eher schüchtern was Social Media angeht. Mir persönlich fällt es nicht so leicht Dinge zu posten, vor allem Privates. Aber wie ich gerade erst neulich auf einem wunderbaren Künstlerentwicklungs-Workshop in Düsseldorf erfahren habe, wird es tatsächlich immer wichtiger besonders für uns Künstler. Deshalb bin ich gerade auf der Suche nach meinen Weg und meinen Umgang mit Social Media.
Wie stehst du generell zum Thema „Vermarktung“ deiner Person? Wie wichtig ist Marketing und Kommunikation für dich als Musicaldarstellerin?
Ich glaube, wie gesagt, dass das immer wichtiger wird und man sich da schon auch beteiligen muss. Allerdings tu ich mich da ein bisschen schwer. Ich hab endlich eine Homepage und einen Instagram-Account aber viel mehr an Vermarktung hab ich bisher noch nicht in Angriff genommen. Mal sehen wo da die Reise noch hingeht.
Wie wichtig sind „Fans“ im Musicalbusiness und wie sind deine bisherigen Erfahrungen mit Fans?
Fans sind super wichtig für unser Business. Sie füllen die Theater und supporten uns Darsteller. Ohne das müssten wir ja gar nicht auf der Bühne stehen.
Ich habe bisher noch nicht so viele Erfahrungen mit Fans gesammelt – nur bei Buddy Holly damals in Essen am Colloseum gab es ein paar Fans. Es ist natürlich schön, wenn schon am Morgen vor einer Doppelshow liebe Menschen auf einen warten und man super schöne Briefe bekommt und so nette Worte hört. Das motiviert dann gleich noch mehr.
Warst du früher auch mal Fan von einer/m Musicaldarsteller/-in?
Ich war leider nie ein richtiger Fan. Bei uns in der Gegend gab es keine Musicals und ich bin tatsächlich eher auf den Beruf gestoßen, weil ich die Kombination von Gesang, Schauspiel und Tanz einfach großartig fand und mich nicht entscheiden wollte oder konnte.
Was ist dein Lebensmotto und warum?
Das ist eine schwierige Frage. Ich glaube das variiert.
Ich weiß, dass ich mein Leben lang gern Lernen und so offen wie möglich für alles Neue und Andere bleiben möchte. Das ist auf jeden Fall ein Ziel und bestimmt gibt es da schon ein tolles Zitat dazu.
Aber ein Motto? Zur Zeit vielleicht:
„Never give up on something you really want. It’s difficult to wait but more difficult to regret…“ Oder das mit der Krone von weiter oben …
„Wir Musical-Fans“ sagen „Danke fürs Gespräch“.
Mehr zu Birgit Busse auf www.birgitbusse.de und Instagram.
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