Die Musicaldarstellerin Abla Alaoui und ihre Little Musical Academy
Mit der „Little Musical Academy“ bietet die Musicaldarstellerin Abla Alaoui nun verschiedene Workshops und Einzelcoachings für die Interpretation von Songs & Monologen und für Gesangs- & Tanztechnik an.
Wir Musical-Fans haben Abla zu ihrem neuen Projekt befragt.
Wie würdest du die „Little Musical Academy“ in deinen eigenen Worten in einem Satz beschreiben?
Die „Little Musical Academy“ ist ein Ort, in dem sich Musicalbegeisterte unter der Leitung von professionellen DarstellerInnen in einem geschützten Raum im Gesang, Tanz und Schauspiel ausprobieren, in den Beruf des Musicaldarstellers schlüpfen und andere Musicalfans kennenlernen können.
War die „Little Musical Academy“ eine Folge der coronabedingten Spielpause oder wurde die Idee bereits davor geboren?
Ich habe bereits lange vor der coronabedingten Bühnenpause mit dem Gedanken gespielt Unterricht zu geben. Nachdem ich viel über den Rahmen und die Möglichkeiten nachgedacht habe, setzte ich mich Anfang des Jahres an ein Konzept, aus dem schlussendlich die „Little Musical Academy“ wurde.
Möchtest du mit dem Angebot schon ausgebildetete DarstellerInnen, Musical-StudentInnen oder eher ambitionierte „HobbykünstlerInnen“ erreichen?
Vor allem möchte ich mit meinem Angebot Menschen erreichen, denen die Sparte Musical in all ihren Farben und Wundern so sehr ans Herz gewachsen ist, wie mir. Damit meine ich all die Menschen, denen Musicals den Alltag erleichtern. Und dafür braucht man keine Erfahrung! Wer schon mal leidenschaftlich unter der Dusche geträllert hat, ist bereits qualifiziert genug an einem meiner Workshops teilzunehmen. Es geht in meinen Workshops nicht darum mit einem professionellen Endprodukt rauszugehen. Gemeinsam möchten meine Coaches und ich allen TeilnehmerInnen den Mut geben, sich künstlerisch auszuprobieren und frei zu fühlen.
Deine „Little Musical Academy“ ruht auf 3 Säulen, Musical-Workshops, Intensiv-Workshops und Gesangsunterricht. Für welches Angebot erwartest du dir die größte Nachfrage?
Bisher gebe ich mehrmals die Woche Gesangsunterricht. Dieser bildet momentan die größte Säule. Ich kann mir vorstellen, dass die Musical Workshops guten Anklang finden werden. Ich hätte es vor meiner Musicalausbildung toll gefunden, mich mit professionellen DarstellerInnen in einem showspezifischen Workshop ausprobieren zu können und meinem Lieblingsdarsteller oder meiner Lieblingsdarstellerin näher zu kommen. Über die Intensiv-Workshops mache ich mir noch Gedanken. Ich glaube, der Begriff „Intensiv“ wirkt für HobbysängerInnen und Einsteiger abschreckend. Zur Zeit denke ich darüber nach, diese Workshops umzubenennen. Welche der drei Säulen sich schlussendlich gegen die anderen durchsetzt, wird die Zukunft zeigen.
Wenn man deinen Social Media-Auftritt verfolgt, merkt man, dass du ständig an deiner Entwicklung arbeitest. Das beschränkt sich nicht nur auf die künstlerische Weiterentwicklung, sondern du arbeitest auch viel an der Sichtbarkeit als Darstellerin, z.B. Website-Gestaltung und Social Media-Präsenz. Sind das Aufgaben, die dir so richtig Spaß machen? Siehst du diese Fähigkeiten als mittlerweile notwendige Kenntnisse an, an denen ein Musical-Darsteller arbeiten sollte?
Ich habe es mir auf meinen sozialen Kanälen zur Aufgabe gemacht, das Menschsein zu legalisieren und Mut zur Authentizität und Selbstliebe zu streuen. Das ist etwas, woran ich selbst viel arbeite und merke, dass der Weg leichter zu bestreiten ist, wenn man ihn gemeinsam geht. Im Zuge des Aufbaus meiner Künstlerinnen-Website habe ich gemerkt, dass es mir überraschend viel Spaß gemacht hat mich in der Website Gestaltung auszutoben. Ich denke jedoch nicht, dass man sich als Darsteller zwingend damit beschäftigen muss.
Zwei der „Little Musical Academy“ Angebote setzen auf Coaching in der Gruppe. Das direkte Feedback durch andere Teilnehmer kann für manche vielleicht „irritierend“ sein. Setzt du trotzdem auf „Feedback aus der Gruppe“ oder ist Feedback zwischen den TeilnehmerInnen gar nicht vorgesehen?
Vor fremden Menschen zu tanzen und singen, kann für viele eine scheinbar unüberwindbare Hürde sein. Und wenn man dann noch seinen Lieblingsdarsteller, oder seine Lieblingsdarstellerin vor der Nase hat, kennt die Nervosität keine Grenzen! Das finde ich absolut verständlich. Deshalb nehmen wir uns zunächst genug Zeit uns kennenzulernen und bedienen uns dann aller Vorzüge, die uns die Technik bietet. Während die TeilnehmerInnen die Choreografie lernen, wird nur der Coach auf dem Bildschirm zu sehen sein. Wenn wir später an die Songarbeit gehen, werden nur DarstellerIn und aktive*r Teilnehmer*in zu sehen sein. Die Bildschirme und Mikros der anderen TeilnehmerInnen werden ausgeschaltet. So befindet man sich praktisch allein mit dem Coach in einer Session und muss sich nicht von anderen beobachtet fühlen. Wenn jemand von den TeilnehmerInnen positives Feedback geben möchte, dann ist das sehr willkommen! Rückmeldungen bezüglich der Weiterentwicklung des Gesangs oder Spiels, bleibt allein den Coaches überlassen.
Manche MusicaldarstellerInnen lernen ihre Texte im Gehen, für manche gehört absolute Stille dazu – die Lernansätze sind hier ganz unterschiedlich. Welcher Lerntyp bist du selbst?
Ich bin ein visueller Lerntyp. Es hilft mir sehr einen Text immer, und immer wieder durchzulesen. Dabei könnte ich nie nebenbei Musik hören. Wenn ich im Gesangsunterricht lerne – und das spiegelt sich auch in meiner Unterrichtsmethodik wider – geschieht viel über Bilder, Vorstellung und Gefühl.
Was war der wertvollste Ratschlag, den dir jemand in deinen ersten Jahren in der Musical-Branche gegeben hat?
Wahrhaftigkeit in all ihren Facetten ist auf der Bühne wichtiger als noch so hohe Töne und Beine.
Hast du schon jemals Feedback bekommen, das dich im ersten Moment geärgert hat bzw. mit dem du nicht gut umgehen konntest und das sich dann in Folge doch als wertvoll erwiesen hat?
Im Rahmen der Ausbildung bekommt man plötzlich konstant einen Spiegel vorgesetzt. Minütliche Kritik und Prüfungssituationen stehen an der Tagesordnung und um damit klarzukommen, muss man zwangsläufig lernen mit all dem umzugehen. Ja – ich habe mich also unzählige Male geärgert, hinterfragt und mich verzweifelt und verletzt gefühlt. Aber irgendwann habe ich gelernt da durch zu atmen und mich auf das Umsetzen der Anstöße zu konzentrieren, anstatt sie persönlich zu nehmen und so in meiner Arbeit als Darstellerin zu stagnieren. Ich bin ehrlich: Es war ein harter Weg.
Bei den Musical-Workshops arbeiten bis zu 8 Teilnehmer an Songs aus einem bestimmten Musical wie z.B. MAMMA MIA!, CATS und TANZ DER VAMPIRE. Die Coaches sind dabei DarstellerInnen, die bereits in diesen Musicals auf der Bühne standen – wie zb Livia Wrede, Denise Jastraunig und Lukas Witzel. Wirst du auch selbst vor Ort sein oder übernimmst du bei diesem Angebot ausschließlich die organisatorischen Aufgaben im Hintergrund?
Größtenteils übernehme ich bei den Musical-Workshops den organisatorischen Part im Hintergrund. Wenn es mir neben Proben und Showbetrieb möglich ist, dann schalte ich mich auf jeden Fall kurz dazu, um Hallo zu sagen.
Aufgrund der derzeitigen Lage (April 2021) finden alle Workshops als Remote-Angebote via ZOOM statt. Planst du zukünftig dann auch Vor-Ort-Workshops oder wird euer Angebot weiterhin einen digitalen Fokus haben?
In der Zukunft sind definitiv Vor-Ort-Workshops geplant. Ich freue mich schon sehr darauf. Die virtuelle Variante ist toll, weil sie uns in diesen schwierigen Zeiten die Möglichkeit gibt, uns trotzdem näher zu kommen. Doch sobald die Situation es ermöglicht, werde ich nicht lange zögern und Workshops in verschiedenen Städten stattfinden lassen. Ich denke da an Hamburg, Wien, Berlin, Köln und München.
Was wäre das schönste Feedback, das dir jemand nach dem Besuch einer der Angebote der „Little Musical Academy“ geben könnte?
Es ist mir so wichtig den TeilnehmerInnen jeden Alters klar zu machen, dass es absolut in Ordnung ist etwas zu lieben, in dem man nicht perfekt ist. Viele machen sich sehr viele Gedanken über ihr Können oder ihre fehlende Erfahrung. Sie haben Angst vor der Verurteilung und Kritik anderer. Das schönste Feedback wäre, wenn die TeilnehmerInnen sich – zumindest für die Zeit des Workshops – von dieser Angst lösen können und das genießen, was ihnen Spaß macht. Dass sie der „Little Musical Academy“ auch in Zukunft ihr Vertrauen schenken werden. Darüber würde ich mich aus ganzem Herzen freuen!
Wir Musical-Fans sagen „Danke für das Gespräch“.
Mehr zur Little Musical Academy auf Facebook und Instagram
Mehr zu Abla Alaoui im Wir Musical-Fans Interview und auf Facebook und Instagram.
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