Kevin Köhler – im Interview
Wir Musical-Fans haben dem deutschen Musicaldarsteller, Sänger und Tänzer Kevin Köhler ein paar Fragen gestellt.
Kevin Köhler absolvierte die Stage School Hamburg und hatte erste Auftritte am Altona-Theater in Hamburg, am Westfälischen Landestheater und spielte am Theater des Westens in Berlin den „Alfred“ in „Tanz der Vampire“. Im Jahr 2008 nahm Kevin an der ZDF-Show „Musical-Showstar 2008“ teil und sicherte sich dabei die Hauptrolle von „Rusty in „Starlight Express“. Danach spielte Kevin u.a. im Theater Neue Flora in Hamburg und im Apollo Theater Stuttgart im Disneys Musical „Tarzan“ und feierte in Disney´s „Der Glöckner von Notre Dame” sein 10-jähriges Bühnenjubiläum – dabei war er u.a im Theater des Westens in Berlin, im Deutschen Theater in München und im Apollo Theater Stuttgart auf der Bühne.
Das Interview wurde im Juli 2019 geführt.
War es immer dein Ziel auf der Bühne zu stehen oder hattest du einen anderen Berufswunsch?
Ich wollte als Kind immer auf der Bühne stehen. Mit 11 Jahren sah ich Starlight Express und von da an war es Sonnenklar, was ich werden wollte.
Du hast deine Musicalausbildung an der Stage School Hamburg abgeschlossen. Was nimmst du aus deiner Ausbildung mit?
Verliere nie den Glauben an dich selbst. Arbeite an deinen Träumen und Wünschen. Wirklich sich durch zu kämpfen.
Was waren für dich die größten Herausforderungen in deiner ersten Zeit als Darsteller?
Von den Fans akzeptiert zu werden. Ich spielte ja Tanz der Vampire vor Musicalshowstar. Ich kam frisch von der Schule. Und Tanz der Vampire hat eine Jahre lang bestehende Fanbase. Und ich kam als Ersatz für einen anderen Darsteller. Das ist nicht leicht. Kaum war ich auf der Bühne, ging es los in den Fanforen. Zum Teil hat es mich verletzt, was ich lesen musste. Aber natürlich war ich die ersten Shows super nervös. Ich habe noch nie vor einem Publikum von über 1000 Menschen gestanden. Das ist ganz am Anfang ein riesen Druck. Und negative Kommentare haben das in mir nicht leichter gemacht. Aber ich habe gelernt weiter zu machen und mich zu entwickeln. Wie bereits gesagt, ich kam frisch von der Schule und musste weiter Erfahrungen sammeln, da zählt nur positives Denken. Lass dich nicht durch Negativität von deinem Weg abbringen. Da habe ich erst wirklich gelernt für meinen Traum zu kämpfen. Weiter zu machen und dran zu bleiben. Das habe ich getan und nur so konnte ich wachsen. Und zum Glück konnte ich die positive Entwicklung an den Reaktionen erkennen.
Was würdest du jemanden raten, der Musicaldarsteller/-in werden möchte? Eine gute Entscheidung oder lieber nochmals durchdenken?
Man darf nie vergessen, man ist einer von Vielen. Die Konkurrenz ist sehr groß. Manchmal muss man auch mit sehr persönlichen Kritiken zurecht kommen, weil der Regisseur vielleicht einfach deinen “Typ” nicht mag. Aber solang du ein Kämpfer bist und dich nicht selbst verlierst und das gewisse Talent mitbringst… Gib Alles! Und zeig ihnen was du kannst. Folge immer deinen Träumen. Stehe nie am Ende da und sage, “Ach, hätte ich doch mal!”.
Was braucht man aus deiner Sicht, um im Musicalbusiness erfolgreich zu sein?
Habe ich mit der vorigen Frage eigentlich beantwortet. HAHA 🤣
Als Musicaldarsteller ist man ja oft unterwegs. Ist das für dich eher ein Vorteil oder würdest du einen fixen Wohnort bevorzugen?
Es gab Zeiten, da war ich gerne viel Unterwegs. Aber es gibt auch Zeiten, da ist man gern einfach mal Zuhause. Eine Basis finde ich in diesem Beruf immer sehr wichtig. Ich muss immer wissen wo ich hin gehöre.
Wie ist es so in Rollen zu schlüpfen? Wie viel Kevin steckt in jeder Rolle?
Es steckt immer ein kleines bisschen Kevin in jeder Rolle. Egal ob Terk, Rusty, Quasimodo oder Alfred. Man kann nur aus seinen eigenen Erfahrungen schöpfen und in sich selbst fühlen. Wenn jemand auf etwas reagieren muss, muss man sich immer fragen, was tut das mit mir? Habe ich so etwas ähnliches erlebt? Die Grundlage beginnt immer bei dir selbst. Und dann ist die nächste Frage… Was würde “Rusty” tun? Du, als Mensch, bist die Basis einer jeden Rolle. Von da aus baue ich auf.
Welche Rollen würden dich zukünftig besonders interessieren und warum?
“Frank Abagnale Jr.” aus “Catch me if you can” zum Beispiel. Die Songs finde ich Hammer zu singen. Ich mag den Style und die Rolle. “Mozart” wäre auch noch so ein Traum. Aber mal sehen was kommt.
Was möchtest du in 10 Jahren gerne machen? Bist du dann noch auf der Bühne oder machst du vielleicht einen komplett anderen Job?
Das kann ich noch nicht genau sagen. Ich mag es auf der Bühne zu stehen und ich weiß ich möchte es nicht missen. Ich mache auch meine eigene Popmusik. Ich mag es auch zwischendurch meine eigenen Geschichten zu erzählen. Das genieße ich zur Zeit sehr. Heißt aber nicht, dass ich nie wieder Musical spiele.
Wie entwickelst du dich als Musicaldarsteller/-in weiter? Nimmst du Gesangs-, Schauspiel- und Tanzunterricht oder besuchst du Workshops?
Klar. Man hört nie auf zu lernen. Auch ich nehme weiter Gesangsunterricht und versuche mich zu erweitern. Am Meisten lernt man allerdings in der Praxis, an Rollenarbeit. Mit jeder Rolle wächst man ein Stückchen weiter.
Was hältst du von Social Media? Zwingend notwendig für eine/n Künstler/in?
Heutzutage super wichtig. Jeder Künstler hat so seine Form sich selbst zu promoten. Die Fans auf dem Laufenden zu halten. Ich finde es ein super Mittel. Und Notwendig. Gerade auch für Projekte außerhalb des Theaters.
Wie stehst du generell zum Thema „Vermarktung“ deiner Person? Wie wichtig sind Marketing und Kommunikation für Musicaldarsteller/-innen?
Nicht nur Musicaldarsteller… Jeder Künstler, jeder Sänger, Schauspieler, Tänzer… All diese Menschen sind ihr eigenes Produkt. Und jedes Produkt braucht eine Vermarktung. Ist doch toll, dass in der heutigen Zeit jedem dieses Mittel der Vermarktung geboten ist, und dass für sich nutzen zu können. Jeder Privatmensch hat Zugriff dazu, ist doch wunderbar. Jeder hat doch so sein eigenes Publikum.
Wie wichtig sind „Fans“ im Musicalbusiness und wie sind deine bisherigen Erfahrungen mit Fans?
Fans die mich kennen, wissen, dass ich meinen Fans immer sehr offen gegenüber bin. Ich nehme mir, wenn möglich, immer sehr viel Zeit am Bühneneingang und Veranstaltungen. Ich denke das zeigt, “ja” Fans sind mir sehr wichtig. Es ist schön zu hören, wenn ich jemanden in einer Show emotional berühren konnte und sie dies mit mir teilen. Das freut mich immer sehr und gibt mir Kraft weiter zu machen und bei der Kunst zu bleiben.
Warst du früher auch mal Fan von einer/m Musicaldarsteller/-in?
Ja Starlight Express. Ich bin als Kind Rollschuh gefahren und habe mir vorgestellt ich fahre über diese Bühne. Ein Traum wurde geboren und ein Traum wurde wahr!
WIR MUSICAL-FANS sagen „Danke fürs Gespräch“.