Melanie Gebhard – im Interview
Wir Musical-Fans haben der Musicaldarstellerin Melanie Gebhard ein paar Fragen gestellt.
Melanie Gebhard wurde in Albstadt auf der Schwäbischen Alb geboren.
Nach ihrem Abitur und einer Ausbildung im Marketing- und Eventbereich beim Radio, übersiedelte Melanie nach Hamburg, um ihre Ausbildung an der Stage School Hamburg zu starten.
Schon bald nach ihrem Abschluss an der Stage School Hamburg als „Diplom Bühnendarstellerin in Gesang, Schauspiel und Tanz“, war Melanie als Elphaba, die grüne Hexe, im Musical „WICKED – Die Hexen von Oz“ zu sehen.
Danach folgten eine Reihe von Rollen in bekannten und beliebten Musicals wie Ghost, Ich war noch niemals in New York, Sister Act, Mozart!, Titanic oder My Fair Lady.
Neben Musicalproduktionen ist Melanie auch in TV-Werbespots (z.B. Salamander Schuhe) und als Solistin bei Galas, Konzerten und TV-Sendungen (z.B. SWR Sonntagstour) zu erleben.
2016 feierte sie ihr Regiedebüt mit dem Wiener-Mundart-Musical „UNSCHULDIG – Der Häfn rockt“.
Zuletzt war Melanie in ROBIN HOOD – DAS MUSICAL (Chris de Burgh / Dennis Martin) im Schlosstheater Fulda und als Morticia Addams in „THE ADDAMS FAMILY“ im Theater Plauen-Zwickau zu sehen.
Das Interview wurde im September 2020 geführt.
War es immer dein Ziel auf der Bühne zu stehen oder hattet du einen anderen Berufswunsch?
Als Kind habe ich schon Nachrichten und das Wetter auf Kassette aufgesprochen. Als Teenager wollte ich immer singen und auf jeden Fall Schauspielerin werden. Als ich dann gesehen habe, dass man das verbinden kann, war klar: es wird Musical! Das Wetter spreche ich jetzt eben manchmal meinen Freunden als Sprachnachricht auf. ;-D Floristin war aber auch eine Zeit lang ein Wunsch und der Medienbereich hat mich auch interessiert, worin ich ja auch zuerst eine Ausbildung gemacht habe.
Du hast an der Stage School Hamburg studiert. Was nimmst du aus deiner Ausbildung mit?
Mich in meiner persönlichen Einzigartigkeit wahrzunehmen.
In der Ausbildung habe ich nicht nur die Kunst des Singens, Tanzens und Schauspiels von Grund auf gelernt und perfektioniert, sondern auch, dass man nicht ständig nach rechts und links schauen und sich vergleichen darf, sondern reinfühlen sollte, was für einen selbst das Richtige ist, wo der eigene Weg hingehen soll. Wenn man das nicht macht, verliert man leicht an Authentizität und/oder Selbstbewusstsein.
Was waren für dich die größten Herausforderungen in deiner ersten Zeit als Darstellerin?
Trotz vieler Absagen dran zu bleiben. Nicht aufzugeben und nicht zu denken „Ich kann nichts“, bloß weil ich vielleicht den Geschmack der Jury nicht getroffen habe oder ich zu groß war.
Ich habe kleinere Produktionen gespielt und immer weiter Auditions gemacht für Großproduktionen, zu denen ich unbedingt wollte, bis ich 2008 sogar meine absolute Traumrolle „Elphaba“ bekommen habe. Da wusste ich: es lohnt sich nicht aufzugeben. Und auch viele Freunde und Kollegen haben sich sehr für mich gefreut, weil sie beobachtet haben, wie hartnäckig ich drangeblieben bin.
Was würdest du jemanden raten, der Musicaldarsteller/-in werden möchte? Eine gute Entscheidung oder lieber nochmals durchdenken?
Ich rate immer erst mal „Hör auf dein Herz.“ Wenn du es unbedingt möchtest und dein Herz bei dem Gedanken tanzt, dann schau, dass du irgendetwas in diese Richtung machst.
Der Markt hat sich verändert. Es war schon immer ein großer Konkurrenzkampf und man kann in dem Business nicht immer mit Kompetenz punkten, denn es gibt viele Aspekte, die mitspielen können, ob man am Ende den Job bekommt. Dinge, die du nicht unbedingt beeinflussen kannst oder willst, wie Größe, Aussehen, Stimmklang etc. Aber das soll nicht abschreckend sein. Es gibt ja auch mittlerweile so viele Möglichkeiten auf einer Bühne zu stehen. Dennoch ist der Markt an Darsteller/innen auch mittlerweile etwas überlaufen. Und es wird schwerer sich durchzusetzen.
Wenn es möglich ist versuche dir auch immer noch ein weiteres berufliches Standbein zu bauen. Es gibt nur wenige Musicaldarsteller/innen, die bis ins Rentenalter mit diesem Job ausreichend Geld verdienen. Durch Corona ist es ja auch nochmal deutlich geworden, dass es nicht leichter wird in der Veranstaltungsbranche.
Was braucht man aus deiner Sicht, um im Musicalbusiness erfolgreich zu sein?
Was man auf jeden Fall mitbringen sollte sind Durchhaltevermögen, Flexibilität, mentale Stärke, Authentizität, Lust am Standortwechsel und Passion für die darstellende Kunst und Musik.
Wie ist es so in Rollen zu schlüpfen? Wie viel Melanie steckt in jeder Rolle?
Ich habe noch in jeder Rolle etwas gefunden, das auch in Melanie steckt. Manchmal merkt man das eben erst, wenn man sich mit der Rolle beschäftigt.
In jedem stecken alle möglichen Anteile, die man entweder entscheidet zu zeigen oder nicht. Oft macht es ja gerade Spaß sich in einen Charakter zu verwandeln, der man im Privaten nicht ist. Daher kommt, denke ich, ja auch die Faszination sich zu verkleiden zu Fasching, bei Partys oder an Halloween.
Es macht einfach Spaß weitere Anteile in sich zu entdecken. Dass in mir eine kleine Hexe steckt hätte ich auch nicht gedacht, wo ich doch immer so lieb bin ;-), aber durchaus habe ich mich in „Elphaba“ und ihrer „Andersartigkeit“ auch wiedergefunden und in dem inneren Kampf, den sie führt.
Aber dann ist es auch mal schön eine „Molly“ bei GHOST zu spielen, die näher am echten Leben und der sichtbaren Melanie ist. Nonne, Dinosaurier, Lichtgestalt, Baronin, karrieregeile Fernsehmoderatorin … alles steckt in mir. Und da gibt es sicherlich noch Einiges zu entdecken.
Welche Rollen würden dich zukünftig besonders interessieren und warum?
Ehrlich gesagt habe ich im Moment nicht DIE Traumrolle.
„Elphaba“ hat ja schon den Haken dahinter und sie wird immer in meinem Herzen bleiben.
Aber ich hätte mal wieder Lust auf eine sehr tragische Rolle und dann auch wieder auf eine totale Comedynummer. Die tragische Rolle wird sich vielleicht nächsten Sommer dann wieder ergeben. Stay tuned!
Du sprichst sowohl „Schwäbisch“ als auch „Schwedisch“ – hast du diese Sprachkenntnisse schon einmal auf der Bühne nutzen können?
Nein, leider nicht. Aber Wienerisch! Das habe ich für „Frau Grabsteindl“ in ICH WAR NOCH NIEMALS IN NEW YORK in Wien extra lernen müssen. Die Audition dafür habe ich aber in Stuttgart gemacht und hier auf Schwäbisch gesprochen, denn dort hieß die Rolle ja „Frau Sargnägele“.
Ich fände es schon mal toll im Heimatdialekt zu spielen. Und gegen ein Engagement in Schweden hätte ich auch nichts einzuwenden. 😉
Was hältst du von Social Media? Zwingend notwendig für eine/n Künstler/in?
Ich sage einfach mal: Nein. Auch wenn fast alles gegen diese Antwort spricht. Aber ich bin einfach der Meinung,
Social Media sollte nie zwingend notwendig sein, da es einfach im Großen und Ganzen einen zu großen Einfluss auf uns Menschen hat und wir sehr anfällig für Beeinflussungen sind. Aber ich muss zugeben, dass es heute fast nicht mehr zu vermeiden ist sich als Person der Öffentlichkeit dort zu präsentieren. Man ist einfach sichtbarer und kann mehr Menschen erreichen. Und es macht ja auch irgendwie Spaß zu Posten. Allerdings, solange ich niemanden bezahlen möchte, der für mich regelmäßig und ausgeklügelt meine Posts erstellt, wird mein Account immer vor allem für mich authentisch bleiben. Das bedeutet, dass man mal was Privates, mal was Berufliches, mal irgendeinen Quatsch, mal was ganz Ernstes, zeitweise mal viel oder dann wieder weniger von mir zu sehen oder lesen bekommt. Denn das bin ich in meiner Vielfalt. Und ich möchte, dass meine Follower die Melanie sehen und nicht die Möchtegern-Melanie.
Wie stehst du generell zum Thema „Vermarktung“ deiner Person? Wie wichtig ist Marketing und Kommunikation für dich als Musicaldarstellerin?
Kommunikation ist für mich ein ganz großes und wichtiges Thema allgemein im Leben. Und ein großer Bestandteil der „Vermarktung“.
Ich denke es ist schon wichtig sich zu vermarkten als Künstler/in. Denn schließlich ist man hier sein eigenes Produkt und ohne Marketing oder Kommunikation nach außen wäre wahrscheinlich kein Produkt, das es heute zu kaufen gibt, je gekauft worden. Denn man muss ja erst mal wissen, dass dieses jetzt am Markt ist.
Also sollten die Menschen auch wissen, dass es mich gibt, als Künstlerin, und was mich ausmacht, was das Besondere an mir ist, was ich alles kann, welchen Vorteil es hat, wenn man mich engagiert oder etwas anschaut, wenn ich mitwirke. Und da kommt man mittlerweile an Social Media eben auch nicht mehr vorbei.
Marketing beeinflusst eben Menschen, was der Sinn und Zweck ist. Soll die Leute aber nicht für dumm verkaufen. Das ist mir wichtig. Ich komme ja auch aus dem Bereich Marketing mit der Ausbildung beim Radio.
Wie wichtig sind „Fans“ im Musicalbusiness und wie sind deine bisherigen Erfahrungen mit Fans?
Fans sind unglaublich wichtig, denn sie unterstützen uns meist so liebevoll und mit ihnen haben wir treue Musicalbesucher, auch an sonst schlecht besuchten Tagen. Und es tut natürlich auch der Künstlerseele gut, wenn man weiß, da gibt es Menschen, denen gefällt, was ich tue und sie kommen speziell wegen mir.
Ich habe bisher nur gute Erfahrungen gemacht mit meinen Fans. Es sind nicht so viele, dass es gleich für einen großen Fanclub reicht, aber das muss auch nicht sein. Ein paar begeisterte Seelen, ein freundlicher und konstruktiver Austausch ist einfach sehr schön. Daher mal ein ganz großes Dankeschön an meine Fans da draußen! <3
Warst du früher auch mal Fan von einer/m Musicaldarsteller/-in?
Also ich fand viele Darsteller/innen toll bzw. einfach alle, die z.B. bei TANZ DER VAMPIRE mitgemacht haben, als es Anfang der 2000er in Stuttgart spielte. Da war ich sehr oft, denn es war zu dieser Zeit mein absolutes Lieblingsmusical. Und ich fand Thomas Müllner als „Herbert“ faszinierend. Umso spezieller war es dann, später mit dem einen oder anderen Kollegen, wie Stefan Poslovski, Fritz Schmid, Norbert Kohler uvm. zusammen zu arbeiten.
Was ist dein Lebensmotto und warum?
Hör auf dein Herz, strahle wie die Sonne in deinem Leben und sei du selbst, denn all die anderen gibt es ja schon.
Wir Musical-Fans sagen „Danke fürs Gespräch“.
Mehr zu Melanie Gebhard auf www.melaniegebhard.com und Instagram.
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