Nele Neugebauer – im Interview
Wir Musical-Fans im Interview mit der Musicaldarstellerin Nele Neugebauer.
Nele Neugebauer wurde in Leipzig geboren und absolvierte ihre Musicalausbildung an der Performing Academy in Wien und ein Masterstudium an der Royal Academy of Music in London.
U.a. spielte sie in FAME am Landestheater Eisenach, in GRIMM! am Theater Erfurt, in DER NAME DER ROSE bei den Domstufenfestspielen, in CABARET im Tipi am Kanzleramt Berlin, in WIENER BLUT am Wiener Bronski&Grünberg Theater, in MY FAIR LADY beim Operettensommer Kufstein, in der DREIGROSCHENOPER am Theater an der Wien, in THE ADDAMS FAMILY (Tour – Deutschland und Österreich), in THE DROWSY CHAPERONE am Theater Chemnitz, in TINDER am Kammertheater Karlsruhe, in NORWAY.TODAY im Theater Forum Schwechat und an der Neuen Werkbühne München und in den deutschsprachigen Uraufführungen der Disney-Musicals ALADDIN und ALICE IM WUNDERLAND in der Stadthalle in Wien.
In KU’DAMM 56 am Theater des Westens war sie als Cover Monika zu sehen und ist 2023 mit FACK JU GÖHTE auf Tour.
Das Interview mit Nele Neugebauer wurde im August 2021 geführt.
War es immer dein Ziel auf der Bühne zu stehen oder hattet du einen anderen Berufswunsch?
Ich wollte tatsächlich immer zur Bühne.
Als ich gerade mal 3 Jahre alt war, hab ich „Schwanensee“ gesehen und beschlossen, dass ich Ballerina werden will. Ein paar Jahre später, bin ich zur Schauspielerei umgeschwenkt.
Du hast deine Ausbildungen an der Performing Academy in Wien und an der Royal Academy of Music abgeschlossen. Was nimmst du aus deinen bisherigen Ausbildungen mit?
An der Performing Academy ist die Ausbildung sehr tanzfokussiert und meine tänzerischen Fähigkeiten habe ich definitv dort erlernt. Ich hatte aber auch das Glück eine wunderbare Schauspiellehrerin zu haben. Ruth Brauer-Kvam ist bis heute eine große Inspiration für mich und hat mir definitiv das Selbstbewusstsein gegeben, mich auch für reine Sprechtheaterrollen zu bewerben. Im Allgemeinen würde ich sagen, dass meine Ausbildung an der Performing Academy sehr umfassend war und mich definitiv gut auf meine ersten Berufserfahrungen vorbereitet hat.
Ich hatte schon lange den Wunsch im Ausland zu arbeiten. Musical Theatre als Kunstform kommt ja aus dem englischsprachigen Raum und es war immer ein Traum von mir am West End zu arbeiten.Darum habe ich mich für ein Masterstudium an der Royal Academy beworben und hatte das große Glück es an die Academy zu schaffen. Mein Studium hier ist sehr auf Gesang ausgelegt und es ist unfassbar von wieviel Talent ich tagtäglich umgeben bin.
Was waren für dich die größten Herausforderungen in deiner ersten Zeit als Darstellerin?
Ich denke, dass meine größten Herausforderungen noch immer die gleichen sind wie zu Beginn meiner Karriere. Es hat mich einige Zeit gekostet und teilweise fällt es mir immer noch sehr schwer, Ablehnungen nicht persönlich zu nehmen. Ich arbeite in einem Beruf in dem ich hauptsächlich mich selbst vermarkte und wenn ich zu einer Audition nicht eingeladen werde oder einen Job nicht bekomme, kommt natürlich immer der Gedanke „Ich war nicht gut genug.“ In der Realität gibt es so viele unterschiedliche Gründe warum man einen Job nicht bekommt und in den meisten Fällen hat es nicht viel mit dem eigentlichen Können zu tun. Ein zweiter Punkt, der mir zu schaffen gemacht hat ist das sogenannten Typecasting, also das Casting, dass sich rein auf den Typ und damit aufs Äußere bezieht. Ich denke, dass sich Musical in diesem Bereich, besonders in London, sehr viel weiterentwickelt hat und dass es Gott sei Dank immer diverser wird. Ich denke auch, dass gerade der deutschsprachige Raum in diesem Bereich noch nachziehen muss. Ich war immer der Meinung, dass die Person, die den besten Job macht, auch den Job bekommen sollte und leider ist das relativ häufig nicht der Fall. Ich möchte natürlich nicht verallgemeinern, aber ich habe sehr häufig Absagen mit der Begründung, dein Typ passt nicht, bekommen. Mit diesen Absagen kann ich am schwierigsten umgehen, da ich meinen Typ ja nur sehr bedingt ändern kann. Ich würde mir sehr wünschen, dass sich Theater und Musical, da in den nächsten Jahren noch weiter öffnet. Dass Frauen Männerpartien spielen können und dass es egal wird wie groß, klein oder welche Haarfarbe man hat, solange man die Figur glaubhaft verkörpern kann.
Was braucht man aus deiner Sicht, um im Musicalbusiness erfolgreich zu sein?
Durchhaltevermögen, Leidenschaft, gute Laune und eine Portion Glück.
Wie ist es so in Rollen zu schlüpfen? Wie viel Nele steckt in jeder Rolle?
Es klingt nach einem Klischee, aber es ist auf jeden Fall der Teil des Berufes, der mir am meisten Spaß macht. Und je verrückter und weiter weg von mir die Rolle ist, desto besser.
Ich versuche immer Aspekte in der Figur zu finden mit denen ich mich identifizieren kann. Manchmal geht das sehr leicht und schnell und in anderen Fällen kann es sehr lange dauern, bis es Klick macht und ich einen Anhaltspunkt finde. Ich weiß nicht wieviel Nele in jeder Rolle steckt, ich habe aber defintiv beobachten können, dass ich in den allermeisten Fällen etwas von den Rollen mitnehme. Zumeist ist es die Charaktereigenschaft die ich selbst gerne hätte.
Welche Rollen würden dich zukünftig besonders interessieren und warum?
Da gibt es einige … Fanny Brice in „Funny Girl“ wird immer auf meiner Wunschliste stehen, genauso wie Sally Bowles in „Cabaret“. Ich würde auch wahnsinnig gerne Mephisto in „Faust“ spielen. Außerdem interessieren mich neue Musicals sehr, also das kreieren von Parts, die es noch gar nicht gibt.
Was hältst du von Social Media? Zwingend notwendig für eine/n Künstler/in?
Ich bin nicht der größte Social Media Fan. Aber ich denke ja, es ist notwendig für Darsteller/innen heutzutage. Gerade in Großbritannien kommen viele Auditionausschreibungen zuerst bei Twitter heraus. Wenn man da nicht up-to-date ist verpasst man sie einfach. Was ich an Social Media mag ist das man seine eigenen Meinungen und Ansichten teilen kann.
Wie stehst du generell zum Thema „Vermarktung“ deiner Person? Wie wichtig ist Marketing und Kommunikation für dich als Musicaldarstellerin?
Marketing ist auf jeden Fall wichtig in meinem Beruf. Man muss präsent und offen sein, ganz genau wissen, wer man selbst ist und was man anzubieten hat. Gerade zu Beginn fiel es mir sehr schwer, mich selbst anzubieten, aber in unserem Berufsfeld läuft soviel über Kontakte, da kann man der Selbstvermarktung nicht entgehen. Ich habe gerade in meinem Jahr hier in London, die positiven Seiten des Marketings entdeckt. Ich kann selbst entscheiden wie ich mich darstellen möchte und über die Royal Academy bin ich in Berührung mit vielen unterschiedlichen interessanten Künstler/innen gekommen. Social Media ist ein super Weg um mit Kreativen in Kontakt zu treten.
Wie wichtig sind „Fans“ im Musicalbusiness und wie sind deine bisherigen Erfahrungen mit Fans?
Ich habe nicht sehr viele Erfahrungen mit Fans gemacht.
Prinzipiell freue ich mich über jeden der in eine Show kommt und Leidenschaft fürs Theater hat. Das Publikum ist genauso Teil der Vorstellung wie die Schauspieler auf der Bühne, und das liebe ich am Theater.
Hörst du privat auch gerne Musicals oder gibt´s da andere Musikstile, die dir gefallen?
Ich höre privat eher weniger Musicals, es kommt sehr auf meine Stimmung an.
Ich höre sehr gerne Jazz, aber auch RnB und Popmusik. Prinzipiell kann man mich für jede Musikrichtung gewinnen, wenn es ein gutes Lied ist.
Und welcher Song ist dein Lieblingssong?
Ich könnte mich niemals für einen entscheiden, momentan höre ich viel Lizzo und Barbara Streisand, eine wilde Mischung. Eines meiner ewigen Lieblingslieder ist tatsächlich ein Showtune: „My Man“.
Hast du einen Lieblingsfilm oder gibt´s mehrere Filme oder Genres, die du besonders magst?
Ich komme aus einer großen Filmliebhaberfamilie und mag Filme fast genauso gern wie Theater. Die Liste meiner Lieblingsfilme ist lang und geht quer durch alle Genres.
Was ist dein Lebensmotto und warum?
Es ist nicht direkt ein Motto aber die Einstellung, dass man Dinge mit Leidenschaft und Freude tun sollte, finde ich sehr wichtig. Und dass man liebevoll und ehrlich miteinander umgeht.
Wordrap
- Hund oder Katze: Katze
- Urlaub am Berg oder am Meer: Meer
- Facebook oder Instagram: Instagram
- Tag oder Nacht: Beides
- Modetrends oder eigener Style: Eigener Style
- Schwarz oder weiß: Beides
- Fantasyfilm oder Komödie: Fantasy
- Buch oder Zeitung: Buch
- Kraftsport oder Ausdauertraining: Kraftsport
- WhatsApp oder Signal: WhatsApp
- Wirtschaft oder Politik: Politik
- Tee oder Kaffee: Kaffee
- Diese Persönlichkeit fasziniert mich: Meine Mama, Edith Piaf
- Mein bestes unnützes Talent: es gibt keine unnützen Talente!
- Diese Eigenschaften sind mir bei anderen Menschen wichtig: Ehrlichkeit, Humor
- Energie tanke ich durch: Kaffee … sehr viel Kaffee
- Zum Frühstück esse ich gerne: was ich in meinem Kühlschrank finde
- Meine Lieblingsfächer in der Schule: Latein (ja in der Tat)
- Im Kühlschrank habe ich immer: Äpfel und Wein
- Lernen möchte ich noch: Soviele Sprachen wie möglich, Tumbling
- Wenn ich 10 Mio Euro im Lotto gewinne, würde ich: Meiner Mama eine Buchhandlung und meinem Papa einen Helikopter kaufen. Mit dem Rest unterstütze ich die Rettung der Ozeane
- Meine 3 Lieblingsmarken sind: Vivienne Westwood, Alexander McQueen, The Ragged Priest
- Dafür lohnt es sich zu kämpfen: Gleichberechtigung von Frauen und Männern, und die LGBTQIA+ Community!
Wir Musical-Fans sagen „Danke fürs Gespräch“.
Mehr zu Nele Neugebauer auf www.neleneugebauer.com und Instagram.
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