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Nick Körber – im Interview

Nick Körber absolvierte sein Studium in Schauspiel und Gesang an der Akademie für darstellende Kunst Ulm.  Schauspielunterricht nahm Nick unter Dr. Manfred Jahnke und Yvonne Racine. Gesangsunterricht bei Tom Croél, Emanuel Pichler und Jason-Nandor Tomory. Noch während seines Studiums spielte er Hauptrollen in Stücken wie „Tschick“ oder „Running Man“.

Nach Abschluss seines Studiums führte es ihn zuerst zu den Birsteiner Festspielen, bei welchen er in der Uraufführung des Musicals DER WILDE GRIMM die Titelrolle übernahm, für welche Jochen Flach (Trailermusik für HUNGER GAMES MOCKINGJAY, NO TIME TO DIE, STAR WARS ROUGE ONE) die Musik eigens auf Nicks Stimme komponierte.

Nick war von 2017-2022 als Musicaldarsteller am Eduard-von-Winterstein-Theater engagiert. Mit Rollen, wie u. a. als jüngste:r Darsteller:in des Conférenciers im Musical CABARET wurde Nick überregional bekannt. Nicks Vita umfasst seither Rollen wie Georg Nowack in SHE LOVES ME, Grimm in GRIMM!, Harold in der Schauspielfassung des Kultklassikers HAROLD UND MAUDE oder auch Louis Stevenson in DIE SCHATZINSEL.

2019 hat Nick seine erste Solo-CD MY MUSICAL SONGBOOK veröffentlicht und war in der Spielzeit 2019/20 am Winterstein-Theater als Frank’N’Furter in Richard O’Briens Kultmusical THE ROCKY HORROR SHOW zu erleben. In den Sommern 2021/22 stand er als Gomez Addams in THE ADDAMS FAMILY auf der Bühne. Seit Mai 2022 spielt Nick die Kultfigur der Hedwig im Rock-Musical HEDWIG AND THE ANGRY INCH, in der neuen Übersetzung von Roman Hinze und Johannes von Matuschka, die dadurch erstmals in Deutschland zu hören ist.

Seit Oktober 2023 ist Nick als Leo Bloom im Broadway-Hit „The Producers“ in der Musikalischen Komödie Leipzig und im November 2023 in HEDWIG AND THE ANGRY INCH in der Moritzbastei Leipzig zu sehen.

Das Interview wurde im September 2019 geführt.

War es immer dein Ziel auf der Bühne zu stehen oder hattet du einen anderen Berufswunsch?

Für mich gab es nie eine andere Option. Als Kind habe ich schon immer gerne die großen Disney-Klassiker in meinem Kinderzimmer nachgespielt und gesungen. Da habe ich schon immer gesagt: „So etwas möchte ich machen!“ Und zum Glück ist es auch so gekommen.

Du hast im Jahr 2017 deine Ausbildung an der Akademie für darstellende Kunst Ulm abgeschlossen. Was nimmst du aus deiner Ausbildung mit?

Vor allem Selbstständigkeit und Vielfältigkeit. Ich habe in der Ausbildung sehr schnell gelernt, was man für eine Rolle aus sich selbst schöpfen muss, was manchmal wirklich sehr viel sein kann/sein muss. Wir hatten im Studium die Chance schon recht früh für die Öffentlichkeit zu spielen und uns auch auszuprobieren. So konnte ich mich z.B. während des Studiums auch im Bereich Regie ausprobieren und habe dann MEISTERKLASSE von Terrence McNally inszeniert, was mir große Freude bereitet hat.

Was waren für dich die größten Herausforderungen in deiner ersten Zeit als Darsteller?

Meine erste richtig große Rolle kam direkt nach dem Studium. Ich durfte am Eduard-von-Winterstein-Theater bis vor kurzem, über zwei Spielzeiten, den Conférencier im Musical CABARET spielen. Eine riesengroße Partie und ich glaube auch eine Partie, die jeder Musicaldarsteller irgendwann mal gerne machen möchte. So ist für mich dieser Traum schlagartig wahr geworden.

Die Herausforderung dabei war erstmal, dass diese Rolle nie mit Darstellern in meiner Altersklasse besetzt wird. Dadurch bin ich der jüngste Conférencier in einer Profiproduktion dieses Stückes aller Zeiten. Was mich ungemein glücklich macht.

Diese Figur fordert enorm viel von einem ab. Nicht nur gesanglich, man stemmt quasi fast die komplette Show, sondern auch schauspielerisch. Man ist immer nur mit den Kit Kat-Girls oder allein auf der Bühne und spielt quasi niemals jemanden an, außer das Publikum, denn für alle anderen bist du nicht sichtbar. Das ist erstmal nicht so einfach, vor allem wenn man in der Probenphase zu seinen Kollegen relativ wenig Spielkontakt hat. Der kam dann erst zu den Endproben auf.

Dann bin ich eigentlich ein Mover, so nennen wir bewegliche Darsteller im Musicalbusiness, die aber nicht unbedingt in der ersten Reihe stehen und dann die WEST SIDE STORY vertanzen. Und für den Conférencier musste ich dann wirklich mal ran, und zwar wirklich in der ersten Reihe. Da stehst du dann wirklich vor einer Herausforderung. Aber wir hatten mit Gesine Sand eine großartige Choreographin, die mir sehr geholfen hat!

Was würdest du jemanden raten, der Musicaldarsteller/-in werden möchte? Eine gute Entscheidung oder lieber nochmals durchdenken?

Man sollte sich auf jeden Fall im Klaren darüber sein, dass es ein sehr sehr unsicherer Beruf ist. Nicht jeder hat das Glück über ein Festengagement oder nahtlose Übergange zwischen den einzelnen Jobs. Es ist ein Beruf der sehr viel Privatleben kostet, Kraft  und Durchhaltevermögen abverlangt und Leidenschaft braucht. Wenn man allerdings dafür brennt, Menschen glücklich machen, sie für eine bestimmte Zeit aus ihrem Alltag entfliehen lassen will, dann ist es der schönste Beruf den es gibt. Ich möchte es keinen einzigen Tag missen.

Was braucht man aus deiner Sicht, um im Musicalbusiness erfolgreich zu sein?

In erster Linie sollte man die Sparten beherrschen, die wir abdecken müssen. Also Gesang, Schauspiel und Bewegung. Wenn man zusätzlich noch Tänzer ist, ist es natürlich noch besser. Leidenschaft ist sehr wichtig, Durchhaltekraft und Liebe zum Beruf!

Wie ist es so in Rollen zu schlüpfen? Wie viel Nick steckt in jeder Rolle?

Ich liebe es in andere Rollen zu schlüpfen. Das ist doch gerade der besondere Part an unserem Beruf, findet ihr nicht? Wir dürfen alles aus- und erleben auf der Bühne. Am schönsten sind natürlich Figuren, die relativ weit weg von einem selbst sind, die exzentrischen Figuren. Ich liebe es Figuren wie Frank’N’Furter zu verkörpern oder den Conférencier. Man darf mal richtig frech auf die Kacke hauen, das macht unheimlich viel Spaß.

Ich versuche bei meinen Rollen immer etwas aus mir zu schöpfen, anders geht es gar nicht, oder besser gesagt, anders wird es nicht glaubwürdig. Jede Figur, egal wie exzentrisch und entfernt von einem selbst sie ist, hat irgendwo etwas, was man in sich selbst trägt. Und genau da muss man anfangen zu suchen.

Welche Rollen würden dich zukünftig besonders interessieren und warum?

Ich habe große Lust mal einen Wildhorn zu machen. JEKYLL & HYDE würde mich schauspielerisch und gesanglich total reizen. Zwei Figuren in einer zu verkörpern ist eine große Herausforderung, und ich liebe solche Herausforderungen. Auch musikalisch ist es ein tolles Werk. Ich bin großer Wildhorn-Fan!

Aber auch der Esel in SHREK wäre etwas, worauf ich richtig Lust hätte.

Jetzt freue ich mich aber erst mal auf THE ROCKY HORROR SHOW! Das ist eine absolute Traumrolle! Und ich darf abrocken, das wird toll!

Auf deiner Website steht bei Haarfarbe „momentan schwarz“ – änderst du gerne auch mal dein Aussehen?

Naja, sagen wir es mal so, ich MUSS manchmal mein Aussehen verändern. Ich bin naturblond. Aber für den Conférencier hatte sich unser Regisseur, Urs-Alexander Schleiff, schwarze Haare gewünscht. Die haben wir dann auch gleich für Grimm in GRIMM! übernommen. Ich mag es eine äußerliche Veränderung für manche Rollen vorzunehmen. Das macht Spaß und man kommt seiner Figur viel näher.

Wie entwickelst du dich als Musicaldarsteller weiter? Nimmst du Gesangs-, Schauspiel- und Tanzunterricht oder besuchst du Workshops?

Da ich momentan in einem Festengagement bin, das heißt fest an einem Haus arbeite und dort mehrere Stücke pro Spielzeit mache, ist es natürlich schwer mal für einen Workshop nach Hamburg zu fahren oder so. Ich nehme allerdings regelmäßig Gesangsunterricht um stimmlich fit zu bleiben oder um Fehlern vorzubeugen.

Da wir in fast jeder Produktion wechselnde Regisseure und Choreographen haben, fordert das immer wieder etwas Neues von uns ab. Man lernt immer etwas neues dazu! Ich lese auch sehr viel und versuche mich somit auch weiterzubilden.

Du bringst im Herbst dein Album „My Musical Songbook“ heraus. Wie wichtig ist es für dich auch eigene Produktionen zu machen und „nicht nur“ Musicaldarsteller und Schauspieler zu sein?

Das Tolle ist, dass man in unserem Beruf nicht immer auf etwas fix festgelegt ist. Wir dürfen spielen, singen und tanzen, aber auch Konzerte spielen, manche gehen irgendwann in die Regie, zum Film, einige schreiben neue Stücke. Das ist toll. Ich liebe es auf der Bühne zu stehen, aber ich bin auch offen für alles andere was in meinem Beruf rundherum stattfindet.

Mit dem Album erfülle ich mir ein wenig selber einen Traum. In erster Linie bin ich Sänger oder Musiker, wie man es sehen mag. Und auf diesem Album werden ganze viele großartige Songs aus Musicals zu hören sein, die ich schon machen durfte. So darf man sich z. B. auf CABARET freuen, THE ROCKY HORROR SHOW, oder auch GRIMM!. Aber auch viele Musicalnummern, die mir sehr am Herzen liegen. Besonders an „My Musical Songbook“ ist, dass neben den ganzen Musicalcoversongs auch zwei eigens für mich komponierte Lieder dabei sein werden. Thomas Neuwerth und Turid Müller haben ganz tolle Lyrics geschrieben, die sich mit wahnsinnig aktuellen Themen befassen. Lidia Kalendareva und Frizz Fischer zaubern die großartige Musik dazu. Ich freue mich sehr auf den Release!

Was möchtest du in 10 Jahren gerne machen? Bist du dann noch auf der Bühne oder machst du vielleicht einen komplett anderen Job?

Auf der Bühne! Wo, womit und als was, das weiß ich nicht. Aber ich werde auf der Bühne zu finden sein.

Was hältst du von Social Media? Zwingend notwendig für eine/n Künstler/in?

Social Media ist sehr sehr wichtig. Was früher Facebook war, ist heute Instagram. Wir können somit sehr schnell eine ganze Menge an Leuten erreichen, Werbung machen, uns austauschen und man kann uns Künstlern natürlich sehr nahe sein. Ich für meinen Teil poste sehr Dinge aus dem Bereich „Hinter den Kulissen“, Live-Streams, Fragenrunden. Das macht mir Spaß und meiner Community hoffentlich auch.

Wie stehst du generell zum Thema „Vermarktung“ deiner Person? Wie wichtig ist Marketing und Kommunikation für dich als Musicaldarsteller?

Ich finde das sehr wichtig. Fotos / Videos / Homepage / Social Media, das ist alles unablässig heutzutage. Vor allem weil so unsere Werbung und Bewerbungen für Produktionen funktionieren.

Oft werden wir Darsteller auch als „Produkt“ verkauft, was sehr schade ist, aber leider immer wieder passiert.

Ich vermarkte mich selbst auf meinen Kanälen als das was ich bin: ein Mensch, der seinen Beruf gerne ausübt und alle Freunde meiner Kunst gern daran teil haben lassen möchte.

Wie wichtig sind „Fans“ im Musicalbusiness und wie sind deine bisherigen Erfahrungen mit Fans?

Fans sind sehr wichtig. Das sind die Menschen, die für uns ins Theater kommen. Manchmal sogar von sehr weit her – dafür haben sie meinen größten Respekt und es freut mich auch total. Schön sind natürlich auch die Momente, wenn man liebe Nachrichten, Geschenke oder Briefe bekommt. Das macht uns als Darsteller natürlich immer sehr glücklich. Ich nehme mir auch sehr gerne Zeit für meine Fans, auch nach einer Vorstellung.

Ich habe tatsächlich durchweg nur positive Erfahrungen mit Fans gemacht. Ich weiß, so mancher Kollege würde da auch das Gegenteil behaupten. Aber das ist mir bisher zum Glück nicht passiert. Den Menschen, denen ich bisher begegnet bin, sind mir immer sehr freundlich und glücklich entgegen gekommen. Der Applaus ist unser tägliches Brot und es ist einfach schön, wenn die Leute im Zuschauerraum sitzen, es ihnen gefällt, und es mir nach einer Vorstellung an der Stage Door, dem Foyer oder auf meine Social Media Kanälen mitteilen. Ich fühle mich immer sehr geehrt!

Warst du früher auch mal Fan von einer/m Musicaldarsteller/-in?

Ja natürlich. Alles andere wäre gelogen. Bevor ich anfing und auch während der Ausbildung war ich ein großer Fan von Pia Douwes. Heute würde ich mich nicht mehr als „Fan“ bezeichnen, sondern als großer Bewunderer ihrer Kunst, ihrer Leistung und Energie. Sie ist nicht ohne Grund eine der großartigsten Kolleginnen, die wir im deutschsprachigen Raum haben. Ich verfolge stets das was sie macht und bin immer wieder begeistert!

WIR MUSICAL-FANS sagen „Danke für das Gespräch“.

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Nick Körber - Credits: Kerstin Muth

Nick Körber – Credits: Kerstin Muth

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