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Patricia Nessy – im Interview

Patricia Nessy - Credits: Alexandra Yoana Alexandrova

Wir Musical-Fans haben der Sopranistin Patricia Nessy ein paar Fragen gestellt.

Patricia Nessy wurde in Trier als Tochter zweier Opernsänger geboren, wuchs in der Nähe von Stuttgart auf und nahm schon während ihrer Schulzeit Tanz- und Gesangsunterricht bei ihrem Vater. Sie begann ihr Studium am Musical-Studio „Theater an der Wien“ unter der Leitung von Prof. Peter Weck und wechselte dann in die Klasse „Operette und Musical“ am Konservatorium der Stadt Wien, die sie 1990 mit Auszeichnung abschloss.

Patricia ist seit vielen Jahren erfolgreich in den bekannten und beliebten Operetten und Musicals zu sehen und begeistert mit einem Repertoire von über 50 Operetten- und Musicalrollen – u.a. als Elisabeth in „Elisabeth“, als Fantine in „Les Miserables“, als Lilli/Kate in „Kiss me Kate“, als Bettlerin in „Sweeney Todd“ oder als Aldonza/Dulzinea in „Der Mann von La Mancha“. 1993 gewann sie den 1. Preis beim Bundeswettbewerb „Gesang in Berlin“ und wurde 1997 für die Rolle der Mabel in „Piraten“ am Berliner Theater des Westens mit dem Kunstpreis Berlin ausgezeichnet.

„Die Vielseitigkeit ihrer Stimme ist etwas Besonderes, aus dem Rahmen Herausstechendes …“, schrieb die „Berliner Morgenpost“ 1993 über Patricia Nessy.

Neben Musicals und Operette ist Patricia auch mit eigenen Soloprogrammen – von Klassik bis Jazz – international unterwegs (von Carnegie Hall in New York bis zur Royal Albert Hall in London), leitete von 2009 bis 2012 den Wiener Operettensommer und ist Gesangslehrerin und Dozentin für Musikdramatische Darstellung. 2009 gab sie ihr Regie-Debüt und inszenierte „Wiener Blut“ beim Wiener Operettensommer im Theresianum. Danach folgten Inszenierung von „Wiener Blut“ für ein China Gastspiel, „Das Land des Lächelns“ beim Wiener Operettensommer und „Polnische Hochzeit“ am Theater an der Rott in Eggenfelden (Bayern).

2019 verkörperte Patricia Nessy die Herzogin Ludovika / Frau Wolf in der konzertanten Aufführung von „Elisabeth“ vor dem Schloss Schönbrunn und stand als Lily im Musical „Anastasia“ auf der Bühne.

Das Interview wurde im November 2019 geführt.

Patricia Nessy - Credits: Jan Potente

Patricia Nessy – Credits: Jan Potente

War es immer dein Ziel auf der Bühne zu stehen oder hattet du einen anderen Berufswunsch?

Ich wollte immer auf die Bühne.

Was waren für dich die größten Herausforderungen in deiner ersten Zeit als Musical- und Operettendarstellerin?

In der ersten Zeit waren die Herausforderungen eigentlich nicht sonderlich groß, ich bin nach meiner Ausbildung ziemlich schnell in das Metier hineingerutscht, eher wie von selbst. Die eigentliche Herausforderung kam eigentlich später, als ich mir schon einen Namen gemacht hatte und nicht in eine Schublade gesteckt werden wollte, sondern mir die Freiheit nahm zwischen Klassik und Musical zu wandeln. Das war Ende der 90er Anfang 2000 eher ungewöhnlich. Heutzutage wird es mittlerweile, gottseidank, als Qualität gesehen wenn man beides kann.

Was würdest du jemanden raten, der Musicaldarsteller/-in werden möchte? Eine gute Entscheidung oder lieber nochmals durchdenken?

Man muss tun was einem sein Herz sagt. Das ist wie mit jedem anderen Beruf, man muss für das was man tut brennen. Allerdings ist durch die Globalisierung die Konkurrenz enorm stark geworden. Wo früher 30 für eine Rolle vorsingen waren, gehen heute 300 vorsingen. Deshalb würde ich jedem raten auch noch einen „Brotberuf“ zu erlernen

Du unterrichtest ja auch junge Musicaldarstellerinnen und gibst Masterclasses. Was braucht man aus deiner Sicht, um im Musicalbusiness erfolgreich zu sein?

Viel Talent, Biss, Fleiß, Ausdauer, Zuversicht und den unerschütterlichen Glauben an sich selbst.

Wie ist es so in Rollen zu schlüpfen? Wie viel Patricia steckt in jeder Rolle?

Es steckt alles von mir in einer Rolle, ich kann mich ja selbst nicht wegschalten. Wenn ich mich einem Charakter annähere, dann kann ich das ja nur mit meinem eigenen Verstand und Denken tun, also bleibt die Sichtweise immer irgendwie meine. In Rollen zu schlüpfen ist immer eine Entdeckungsreise in das eigene Ich, was nicht heißt, dass ich alles genauso machen würde oder sehe wie der Charakter das tut, aber ich habe meine eigenen Empfindungen und Standpunkte so durchleuchtet, analysiert und mit denen des Charakters abgeglichen, dass ich dann genau weiß, welche innere Haltung ich finden muss um den Charakter und sein Handeln glaubhaft darzustellen.

Patricia Nessy - Credits: Alexandra Yoana Alexandrova

Patricia Nessy – Credits: Alexandra Yoana Alexandrova

Was hältst du von Social Media? Zwingend notwendig für eine/n Künstler/in?

Ja. Wenn man freischaffend ist auf jeden Fall! Werbung ist für uns Künstler unerlässlich und die sozialen Medien sind ja heutzutage fast schon das Werbe-Werkzeug Nummer 1. Ich stelle auch fest, dass bei den jungen Kollegen diejenigen eher zum Zug kommen, die viele Follower auf Instagramm haben, das finde ich allerdings eine sehr bedenkliche Entwicklung …

Wie stehst du generell zum Thema „Vermarktung“ deiner Person? Wie wichtig ist Marketing und Kommunikation für dich als Musical- und Operettendarstellerin, aber auch als Regisseurin und Vocalcoach?

Also wenn man so lange im Geschäft ist wie ich, hat man sich schon einen Namen gemacht, und in der Branche wird man gekannt. Und wenn nicht, dann ist einfach auch die Vita überzeugend, wenn man sich wo bewirbt. Aber es ist natürlich wichtig immer am Ball zu bleiben und sich auf den Lorbeeren nicht auszuruhen. Es ist wichtig immer wieder in Erscheinung zu treten, sei es „in Realität“ als Person bei diversen Anlässen oder eben in den verschiedensten Medien. Networking heißt das Zauberwort und das ist leider auch eine Seite unseres Berufes, das muss man können und mögen …

Wie wichtig sind „Fans“ im Musicalbusiness und wie sind deine bisherigen Erfahrungen mit Fans?

Also das ist ein sensibles Thema, das man differenziert betrachten muss. Grundsätzlich sind Fans natürlich etwas Schönes, sie geben einem Unterstützung, Lob und Anerkennung. Aber es muss in einem gewissen Maß bleiben. Wenn ich das Gefühl habe, dass jemand gar kein eigenes Leben hat und mit dem „Fansein“ etwas kompensiert, dann finde ich das bedenklich und es löst in mir ein Unwohlsein aus. Ich habe wirklich die unterschiedlichsten Erfahrungen mit Fans gemacht, vom Stalker über „die dunkle Macht“ die tatsächlich Kriege untereinander ausgefochten haben, wer jetzt der bessere Darsteller/Darstellerin einer Rolle ist, bis hin zu ganz wunderbaren Fanclub-Abenden mit sehr interessierten und gebildeten Menschen, die innerhalb des Klubs auch gemeinsame Reisen zu Musicals unternehmen. Alles dabei. Ich habe Kollegen erlebt, deren Leben völlig leer ist neben dem Theaterspielen und die sich über Fans definieren und ihrerseits eine gewisse Leere in ihrem Leben mit der Liebe der Fans kompensieren. Also wie gesagt, ein sehr sensibles Thema …

Warst du früher auch mal Fan von einer/m Musicaldarsteller/-in?

Nein

WIR MUSICAL-FANS sagen „Danke fürs Gespräch“.

Mehr zu Patricia Nessy auf Instagram.

Patricia Nessy - Credits: Alexandra Yoana Alexandrova

Patricia Nessy – Credits: Alexandra Yoana Alexandrova