Shireen Nikolic – im Interview
Wir Musical-Fans haben der Musicaldarstellerin Shireen Nikolic ein paar Fragen gestellt.
Shireen Nikolic wurde in Wien geboren und studierte nach mehrjährigem Gesangsunterricht bei Claudia-Riedel Peter am Vienna Conservatory und am Jam Music Lab Conservatory for Jazz & Popular Music Vienna (Friedrich Gulda School of Music Wien)
Während ihres Musical-Studiums war Shireen sowohl als Darstellerin, aber auch als Regieassistentin tätig, wie zum Beispiel in A VERY POTTER MUSICAL, TWISTED und THE TRAIL TO OREGON. Auf der TUI Mein Schiff Flotte performte Shireen als Solistin des Entertainment Departments. In ihrem Abschlussjahr 2018 qualifizierte sich Shireen für Voice of Germany und sang sich im „Team Yvonne Catterfeld“ bis in die Battles.
In DAS ORANGENMÄDCHEN stand sie als Isabell auf der Bühne und war bei einigen CD Produktionen wie MEMPHIS oder FLASHDANCE dabei.
In FACK JU GÖHTE – DAS MUSICAL war Shireen Nikolic 2023/2024 als Zeynep auf Tour.
Das Interview wurde im November 2019 geführt.
War es immer dein Ziel auf der Bühne zu stehen oder hattet du einen anderen Berufswunsch?
Nicht immer. Als kleines Mädchen wollte ich Flugsaurier-Pilotin werden, allerdings musste ich schon früh erkennen, dass dieser Wunsch leider nur ein Wunsch bleiben würde.
Daraufhin wollte ich sehr lange Pilotin werden, doch dafür waren meine Augen zu schlecht. In der Oberstufe durfte ich schließlich das erste Mal in einem Musical mitspielen und seither war es für mich klar, dass ich Musicaldarstellerin werden möchte.
Das Interview wurde im November 2019 geführt.
Du hast 2018 deine Ausbildung am Jam Music Lab Conservatory abgeschlossen. Was nimmst du aus deiner Ausbildung mit?
In erster Linie Menschen, die ich glücklicherweise Freunde und Kollegen nennen darf. Wie auch unheimlich schöne Erinnerungen, wie zum Beispiel die Gründung des Vereins Kangaroo Entertainment, welche ich heute nicht mehr missen wollen würde.
Was sind für dich – ein Jahr nach deinem Musicalabschluss – die größten Herausforderungen?
Meine persönliche Herausforderung ist es Geduld zu bewahren. Ich bin von Natur aus ein sehr ungeduldiger Mensch, der sehr gerne und schnell seine Ziele erreichen möchte. Allerdings muss man als Musicaldarsteller eine Menge an Geduld mitbringen, weil man nicht immer sofort ein Engagement bekommt.
Was würdest du jemanden raten, der Musicaldarsteller/-in werden möchte? Eine gute Entscheidung oder lieber nochmals durchdenken?
Wichtig ist es zu wissen, worauf man sich bei einem Musicalstudium und beim Beruf eines Darstellers einlässt.
Solange man weiß, dass man sehr viel Zeit und Arbeit investieren muss und auch danach alles kein absolutes Zuckerschlecken wird, würde ich niemals dazu raten, es noch einmal zu überdenken.
Es ist wichtig, sein Ziel genau vor den Augen zu behalten und sich nicht von möglichen Misserfolgen entmutigen zu lassen.
Was braucht man aus deiner Sicht, um im Musicalbusiness erfolgreich zu sein?
Meiner Meinung nach muss es eine Mischung aus vielerlei Dingen sein.
Zu einem wäre da die Bühnenpräsenz. Ich persönlich liebe es, wenn mich ein Darsteller, der vielleicht nicht die größte Rolle hat und „nur“ in Reihe 4 ganz links außen tanzt, mit seiner Präsenz begeistern und/oder meine Aufmerksamkeit auf sich lenken kann.
Dann ist es meiner Meinung nach auch wichtig, einen gewissen Funken Talent und musikalisches Feingefühl zu besitzen.
Und natürlich darf die kleine Prise reines Glück und Wortgewandtheit nicht fehlen. Es gibt logischerweise noch viele weitere Aspekte, aber diese wären für mich die Wichtigsten.
Wie ist es so in Rollen zu schlüpfen? Wie viel Shireen steckt in jeder Rolle?
Es ist ein herrliches Gefühl, welches mir immer wieder einen kleinen Kick gibt. Besonders liebe ich daran, dass es nicht immer unbedingt einfach ist, sich in eine Rolle einzufühlen oder sich anzupassen. Manche sind leichter und funktionieren von Beginn an, andere benötigen einige Wochen Vorbereitungszeit und sind auch dann auch noch etwas schwer umsetzbar. Aber genau das ist das Tolle daran. Und wieviel Shireen in den Rollen steckt? Sagen wir es so: Wenn ich ein wenig Freiheit habe, dann füge ich gerne ein paar Kleinigkeiten hinzu, die Familie und Freunde gut als mein eigenes Ding erkennen können, wenn sie sich die Show ansehen. Tatsächlich konnte ich bis jetzt in jeder meiner gespielten Rollen einen Hauch meiner Charakterzüge einfließen lassen, ohne dass es großartig gestört hätte.
Welche Rollen würden dich zukünftig besonders interessieren und warum?
Bis jetzt durfte ich immer gutherzige und witzige Charaktere spielen, weshalb mich die Rolle eines Bösewichts sehr reizen würde. Ich wäre sehr gerne einmal diejenige, die letztlich stirbt oder abgeführt wird. Auch eine ernste Rolle würde mir garantiert Spaß machen. Wenn ich nun aber bestimmte Rollennamen nennen müsste, dann würden mir sofort „Catherine Howard“ aus dem neuen Musical „Six“, Alana Beck“ oder „Zoe Murphy“ aus „Dear Evan Hansen“ und „Cathy“ aus dem Stück „The last five years“ einfallen. Sonstige Musicals, in denen ich gerne einmal mitwirken wollen würde, wären: Elisabeth, Tanz der Vampire und Aladdin.
Wie entwickelst du dich als Musicaldarstellerin weiter? Nimmst du Gesangs-, Schauspiel- und Tanzunterricht oder besuchst du Workshops?
Nach dem Trubel bei „The Voice of Germany“ habe ich beschlossen eine kleine Pause einzulegen, weshalb ich eine Zeit lang nichts dergleichen getan habe. Seit wenigen Wochen nehme ich nun wieder Gesangsunterricht und gehe regelmäßig zum Sport, um nicht aus der Übung zu kommen.
Du bist auch Teil von Kangaroo Entertainment – ein Zusammenschluss von Darstellern, Musikern, Regisseuren, Medientechnikern und Kostümdesignern. Was macht ihr genau und sind schon neue Projekte geplant?
Der Verein Kangaroo Entertainment spezialisiert sich hauptsächlich darauf unbekannte Stücke in deutschsprachiger Erstaufführung auf die Bühne zu bringen. Bei jedem neuen Projekt stecken wir allesamt unser Herzblut hinein und versuchen dem Publikum eine unvergessliche Performance und viele Lacher zu schenken. Es gibt einige Stücke, die wir in Zukunft gerne verwirklichen wollen und für die auch schon die Rechte angefragt wurden, aber genauere Informationen darf und kann ich noch nicht preisgeben.
Du hast 2018 die Regie für „Sister Act“ übernommen? Sehen wir dich bald öfters als Regisseurin?
Sister Act war mein bisher größtes Projekt, bei dem ich als Regisseurin mitwirken durfte und ich muss sagen, dass es mir wirklich unheimlichen Spaß gemacht hat. Ich wäre absolut nicht abgeneigt auch in Zukunft öfter Stücke zu inszenieren und ihnen Leben einzuhauchen und wie oben schon einmal erwähnt: ein kleines bisschen Shireen. Geplant ist vorerst nichts, doch wer weiß welches Projekt hinter der nächsten Ecke lauert.
Was möchtest du in 10 Jahren gerne machen? Bist du dann noch auf der Bühne oder machst du vielleicht einen komplett anderen Job?
Mein Traum wäre es natürlich auch noch in 10 Jahren auf einer Bühne zu stehen, um das zu tun, was ich liebe. Allerdings bin ich auch jemand, der gerne neu dazu lernt, weshalb ein anderer bzw. weiterer Beruf nicht komplett auszuschließen wäre. Ich könnte mir auch gut vorstellen, eines Tages ein Buch zu schreiben und als Autorin mein Glück zu versuchen. Oder aber ich werde Lehrerin für Bühnenspiel und Gesang. Man weiß ja nie.
Was hältst du von Social Media? Zwingend notwendig für eine/n Künstler/in?
Heutzutage glaube ich, dass es wirklich wichtig ist auf Social Media vertreten zu sein. Ich selbst greife zum Handy oder Laptop, wenn ich einen Künstler performen sehe und gerne wissen möchte wie er heißt, oder bisher erreicht hat. Leider ist es in der heutigen Zeit unumgänglich, wenn man als Person der Öffentlichkeit im Gedächtnis bleiben oder noch mehr Bekanntheitsgrad erreichen möchte. Natürlich ist es nicht zwingend notwendig, allerdings sehr von Vorteil.
Wie stehst du generell zum Thema „Vermarktung“ deiner Person? Wie wichtig ist Marketing und Kommunikation für dich als Musicaldarstellerin?
Für mich persönlich ist es sehr wichtig. Letztlich geht es um „sehen und gesehen werden“ und da hilft eine gute Vermarktung weiter. Allerdings muss man auch gut bedenken, was man die Öffentlichkeit wissen lassen möchte und was genau besser nicht preisgegeben werden sollte.
Wie wichtig sind „Fans“ im Musicalbusiness und wie sind deine bisherigen Erfahrungen mit Fans?
Fans sind unglaublich wichtig und bringen mein kleines Herzchen immer zum Strahlen. Schon bei Kangaroo Entertainment gab es einige Menschen, die immer kamen und uns bzw. mich mit Blumen und Komplimenten überschütteten. Nach meiner Teilnahme bei The Voice durfte ich dann aber erst so richtig erleben, wie es ist Fans zu haben. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl Fanart geschenkt zu bekommen oder Videos, die extra für einen geschnitten wurden oder wie gesagt Blumen. Ich lege sehr viel Wert auf die Personen, die mich auf meinem Weg begleiten und mich mit unglaublichen Worten und Glücksgefühlen begleiten. Ich nehme mir für jeden einzelnen Zeit und beantworte jede Frage und Nachricht, auch wenn es manchmal länger dauert.
Warst du früher auch mal Fan von einer/m Musicaldarsteller/-in?
Na und ob. Das erste Musical, dass ich jemals lieben gelernt habe war „Wicked“. Willemijn Verkaik und Mathias Edenborn waren von da an Vorbilder, die ich am liebsten den ganzen Tag rauf und runter gehört hätte. Mathias Edenborn war mit unter ein Grund, warum ich Musicaldarstellerin werden wollte, weil ich gerne einmal mit ihm ein Duett performen wollte. Mittlerweile zählen Carin Filipčić, Ben Platt und Ana Milva Gomes zu meinen Lieblingsdarstellern.
Zum Abschluss eine ganz persönliche Frage: Du bist ja am 23.12. geboren. Wie ist das so knapp vor Weihnachten auch Geburtstag zu haben? Entgehen einem da Geschenke?
Geschenke waren ehrlich gesagt niemals wirklich Thema für mich. Natürlich freut man sich sehr über sie, allerdings war es schon immer wichtiger diesen Tag mit Freunden und Familie zu verbringen. Die Wahrheit ist, dass ich meist auf einen anderen Tag ausweichen muss, um mit den wichtigsten Menschen zu feiern, aber das stört mich nicht. So bekomme ich ein paar Tage vor meinem eigentlichen Geburtstag ein schönes Abendessen mit Freunden und am 23. Dezember dann einen tollen Tag mit meiner Mama. Ich kann mich wirklich nicht beklagen.
Wir WIR MUSICAL-FANS sagen „Danke fürs Gespräch“.
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